Der Spielplatz an der Bolomeystraat in Eindhoven ist seit vielen Jahren ein Ort, an dem Kinder spielen, sich bewegen und Nachbarn miteinander in Kontakt kommen. Die vorhandenen Spielgeräte waren jedoch stark veraltet und entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Der Spielplatz ist groß und bot daher viel Potenzial, etwas wirklich Schönes daraus zu machen. Der Wunsch war klar: ein sicherer, nachhaltiger und barrierefreier Spielplatz, auf dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam spielen können.
„Es war wirklich Zeit für Erneuerung“, erzählt Sander Maassen, Projektberater bei BOERplay. „Die Geräte waren technisch am Ende ihrer Lebensdauer, aber der Platz hatte so viel Potenzial. Wir wollten etwas entwerfen, das einlädt, inspiriert und der Nachbarschaft wirklich etwas hinzufügt.“
Der Auftraggeber, die Stadt Eindhoven, legt großen Wert auf Inklusion. Daher sollte hier ein Ort entstehen, an dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam spielen können. Im Jahr 2020 hatte der damals neunjährige Thijn aus Eindhoven im Rahmen eines Schulprojekts die Idee einer Rollstuhl-Rutsche, auf der Kinder im Rollstuhl selbstständig rutschen können. Seine Idee erhielt viel Anerkennung und wurde sogar in den nationalen Medien vorgestellt. Die Umsetzung ließ noch etwas auf sich warten, doch als der Spielplatz an der Bolomeystraat erneuert und zu einem inklusiven Spielort umgestaltet wurde, war dies die perfekte Gelegenheit, Thijns Traum wahr werden zu lassen. Als Lucas Rijnders, Leiter Design & Entwicklung bei BOERplay, von Thijns Idee hörte, erkannte er sofort die Chance. Während viele Hersteller wegen Sicherheitsbedenken zögerten, sah er gerade darin eine Herausforderung. „Ich liebe Herausforderungen“, sagte er. „Das können wir umsetzen.“ Lucas passte das ursprüngliche Konzept an – natürlich in enger Abstimmung mit Thijn und seiner Familie. „Thijn war begeistert von dem Entwurf“, erzählt Lucas. Um die Rutsche wirklich inklusiv zu gestalten, ergänzte Lucas zusätzlich eine „normale“ Rutsche. Denn, so sagt er: „Wenn nur Rollstuhlfahrer rutschen können, ist das nicht wirklich inklusiv. Meine Herausforderung war es, den Rollstuhlteil zum spannendsten Element des Spielgeräts zu machen – so attraktiv, dass andere Kinder fragen, ob sie den Rollstuhl ausleihen dürfen, um auch damit rutschen zu können. Ich glaube, das ist uns gelungen.“ Die Rollstuhl-Rutsche allein macht natürlich noch keinen Spielplatz. Dafür sorgt bei BOERplay ein Team aus Landschaftsplanern, das dafür verantwortlich ist, dass der Spielplatz sowohl optisch ansprechend als auch funktional und kindgerecht ist. Bei diesem Projekt war Landschaftsplanerin Sara van Mourik beteiligt. „Für mich als Designerin war es eine schöne Herausforderung, die Thijnbahn gestalterisch in die Umgebung der Bolomeystraat einzufügen. Da Kinder selbstständig zur Rutsche hinauffahren können sollten, musste ich den Steigungswinkel der Rampe genau berechnen. Das bedeutete eine längere Zufahrt mit Zwischenpodesten, die wir natürlich in die Landschaft integriert haben. Die notwendige Erhöhung im Weg haben wir gleich mit dem Startpunkt der Seilbahn kombiniert. Am unteren Ende der Rutsche wollte ich zusätzliche Spielwerte schaffen. In Kombination mit dem Verkehrsparcours entsteht so ein wirklich inklusiver Spielplatz, der für jedes Kind etwas zu bieten hat. Den restlichen Spielbereich haben wir mit einer Mischung aus neuen und bestehenden Spielgeräten gestaltet, sodass ein harmonisches Gesamtbild entstand. Dabei arbeiteten wir nach dem sogenannten 100/70/50-Prinzip für barrierefreie Spielplätze. Außerdem wurde eine Versickerungsmulde (Wadi) integriert, um das Regenwasserproblem auf dem Gelände zu lösen.“ Der neue Spielplatz ist zu einer farbenfrohen, lebendigen Landschaft geworden, in der Herausforderung, Fantasie und Barrierefreiheit zusammenkommen. Neben der Rollstuhl-Rutsche gibt es einen Verkehrsparcours, Spiderstones über das Wasser, eine coole ROCKS-Kombination, Schaukeln, eine inklusive Vogelnestschaukel, ein rollstuhlgerechtes nijntje-Sandspielgerät und eine Seilbahn für extra Geschwindigkeit und Spannung. Sander: „Wir haben auf die richtige Balance zwischen Abenteuer und Zugänglichkeit geachtet. Nicht jedes Gerät muss rollstuhlgerecht sein, solange jedes Kind auf seine eigene Art spielen kann.“ Auch das Thema Nachhaltigkeit spielte eine Rolle. „Einige Geräte, die sich noch in gutem Zustand befanden, haben wir wiederverwendet“, ergänzt Sander. Um die Anwohner in das Projekt einzubeziehen, unterstützte BOERplay auch bei der Bürgerbeteiligung. Dabei wurden die Bewohner gefragt, welche Art von Spielplatz sie sich wünschen und welche Spielwerte und Gestaltung ihnen wichtig sind. Außerdem wurde untersucht, ob in der Nachbarschaft Kinder mit Behinderung leben und wie ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden können. Auf dieser Grundlage entwickelte BOERplay das endgültige Design. Die Eröffnung des Spielplatzes war ein ganz besonderer Moment. Nach fünf Jahren durfte Thijn endlich seine eigene Thijnbahn eröffnen – und zwar in bester Manier: Er fuhr selbst mit seinem Rollstuhl die Rutsche hinunter. Nachdem Thijn den Spielplatz offiziell eröffnet hatte, nahmen die Kinder der benachbarten Grundschule das Gelände begeistert in Beschlag. Die Rollstuhl-Rutsche war anfangs noch ein bisschen aufregend, aber im Laufe des Tages trauten sich immer mehr Kinder, hinunterzurutschen. „Dass die Rollstuhl-Rutsche am Anfang ein bisschen spannend ist, ist genau richtig“, sagt Sander. „Für jedes Kind ist das erste Mal auf einer hohen Rutsche aufregend. Wenn es keine Herausforderung gibt, macht es auch keinen Spaß.“ Die Eröffnung zog großes Medieninteresse auf sich. Lokale und nationale Medien – darunter das Jeugdjournaal, Trouw, Eindhovens Dagblad und Brabants Dagblad – berichteten über das Ereignis. Die Thijnbahn ist damit zu einem besonderen Spielort für das Viertel geworden – und zu einem inspirierenden Beispiel für inklusives Design. Ein Ort, an dem jedes Kind – mit oder ohne Behinderung – gemeinsam spielen, entdecken und Spaß haben kann.Eine Spielfläche für alle
Thijnbahn: die erste Rollstuhl-Rutsche der Welt


Alles kommt im Design zusammen
Sara erzählt:

Die Nachbarschaft entscheidet mit


Feierliche Eröffnung voller Freude und Aufmerksamkeit